Es war einmal im südlichen Münsterland…
Betrachtet man Münster auf einer Landkarte und zieht im gleichmäßigen Abstand zur Stadt einen Halbkreis von West nach Ost, so liegen auf diesem all jene Orte, von denen ich Spannendes zu berichten habe. Nicht nur die Metropole, sondern auch ihre süd-westliche Peripherie, hatte schon vor Jahrhunderten einiges zu bieten.
Schauen wir uns zunächst an, was sich westlich von Münster in Laer ereignete: Zwei Brüder, die von England kamen, hatten es sich zum Lebensziel gemacht, Westfalen zum christlichen Glauben zu bekehren. Dabei hatten sie auf dem Heiligenkamp einen ihrer größten Erfolge zu verbuchen: man überzeugte die vom Wassermangel geplagten Heiden, indem Wasser aus einem Felsen quoll.
Nicht weit davon in Billerbeck tat der heilige Ludgerus ähnlich wundertätiges, indem er mit Hilfe zweier Gänse einen Brunnen, die nie versiegte, auftat. Lüdinghausen erhielt übrigens seinen Namen, da ebenjener auf der Fahrt zu seiner letzten Ruhestätte in Essen-Werden durch den bis dato unbenannten Ort kam – und dort alle Glocken für den jüngst Verstorbenen läuteten.
Fromm war auch Sweder von Bevern aus Havixbeck: Er beschwor Gott, dieser möge ihm nach einem Feldzug gewähren, noch einmal sein Heim zu sehen. Leider traf ihn bei diesem freudigen Anblick der Schlag.
Einer Bäuerin, die sich auf der Durchreise im Gasthof Adam’s Hoek stärkte, wurde von Landsknechten bei Tilbeck aufgelauert, die ihres vermeintlichen Reichtums habhaft werden wollten – was für alle Beteiligten tödlich endete. Der Frau wurde zur Sühne ein Steinkreuz aufgestellt.
Zieht man weiter gen Süden, so erreicht man später Nordkirchen.
Wo heute die imposante barocke Wasserschlossanlage des Baumeisters Schlaun zu bestaunen ist, gab es einst eine alte Burganlage, auf der Rentmeister Schenkewald sich als Verwalter an den hörigen Bauern bereicherte und sich zu Lebzeiten derart schlecht benahm, dass er nach seinem Ableben zum ewigen Spuk in die Davert verbannt wurde.
Hier ist er in illusterer Gesellschaft: gilt doch die Davert als münsterländisches Exil für unliebsame Geister aller Art und Hauptwohnsitz des Teufels.
Die Hohe Ward grenzt an – mit einer Kultstätte für einen heidnischen König.
In Drensteinfurt soll ein Bauer – angestiftet vom Teufel – all sein Hab und Gut vergraben und mit einem Bann belegt haben. Dass seine Nachfahren doch noch in den Genuss dieses Schatzes kamen, war einem findigen Handwerksburschen, sowie 12 Hähnen zu verdanken.
Macht man einen Abstecher in die benachbarte Stadt Hamm, so erfährt man, dass es dort einen einst mächtigen Ritter gab, der zunehmend wunderlicher wurde und sich fortan auf einem Eisernen Stuhl sitzend in den Fluten der Lippe aufhielt.
Auf der weiteren Rundreise durchs südliche Münsterland kommen wir nach Beckum.
Von den Schildbürgern hat man schon oft gehört. Dass Schilda jedoch das Synonym für Beckum sein soll und die entsprechenden Anekdoten sich dort ereigneten, mag manchen überraschen – oder auch nicht.
Zum Schutze hatte man dort im Mittelalter eine Landwehr, die sich bewährte. Heute ist davon nur noch der ehemalige Wachturm Soestwarte auf dem Höxberg vorhanden. Zur jüngsten Gestaltung von dessen Innenwänden verwendete man die „Beckumer Anschläge“, um an die Streiche der Vergangenheit zu erinnern.
Nun nähert man sich auch schon dem legendären Wallfahrtsort Stromberg, in dem ein widerspenstiges Kreuz verehrt wird.
Nahe dabei, auf dem Weg von Oelde in Richtung Rheda, musste man einst das „Schwarze Holz“ passieren. Man munkelt, dass es an einer Brücke dort nicht geheuer sei und man diese einstmals nur gefahrlos überqueren konnte, wenn man den Raemmelken-Bannspruch korrekt aufzusagen verstand.
Dass die Oelder ihre Spezialitäten haben, ist schon seit langem bekannt:
Ein Kupferschmied wurde 1908 zu einer Geldstrafe verurteilt, da er in der Öffentlichkeit vorsätzlich flatulierte und damit weltweit Aufmerksamkeit als Fahrlässiger Kupferschmied erhielt . Übrigens scheint Oelde mit dieser Art der Gerichtsbarkeit seiner Zeit weit voraus: Im Jahre 2020 wurden einem Mann in Wien 500 Euro Strafe für lautstarke Blähungen, eines sogenannten „massiven Darmwinds“ bei der Begegnung mit Polizisten aufgebrummt.Wenn das mal kein Bruder im Geiste der „Fahrlässigkeit“ ist!!!
Dass man niemals einen Baumeister um seinen gerechten Lohn bringen darf, der zumal noch aktuelle Bauvorhaben in einer Stadt betreut, erfuhr man in Oelde um 1870 durch Emil von Manger. Dieser schuf das steinerne Hockemännchen in eindeutiger Pose – fortan präsentierte es der Stadtverwaltung den blanken Hintern.
- Reise durchs sagenhafte Süd-Münsterland
- Heiligenkamp zu Laer
- Ludgerus zu Billerbeck
- Sweder von Bevern
- Tilbecker Steinkreuz
- Schenkewald
- Die Davert
- König der Hohen Ward
- Drensteinfurter Schatz
- Eiserner Stuhl zu Hamm
- Beckum
- Soestwarte
- Stromberger Kreuz
- Raemmelken
- Fahrlässiger Kupferschmied
- Hockemännchen zu Oelde