Es war einmal in Münster…
Die westfälische Metropole ist von ihren bodenständigen, deftigen, oft sturen, aber stets gradlinigen Bewohnern geprägt. Wie das Land, so die Leute.
Viele Geschichten und bemerkenswerte Stätten gibt es in Münster und seinen umliegenden Ortschaften. Einige davon werden wir auf dieser musikalischen Reise besuchen.
Spannende Geschichten hatten Bänkelsänger schließlich immer schon vorzutragen: Flör und Kösters, zwei Angehörige dieser Zunft, schöpften ihre Energie aus Beifall und Sonnenstrahlen – bestimmt hatten sie einige legendäre Begebenheiten auf Lager, von denen auch ich singen werde.
Denn wen gruselte es nicht, wenn er an die Aussätzigen dachte, die im leprösen „Kinderen Hus“ vor den Toren der Stadt dahin vegetierten?
Radelt man über die Gasselstiege nach Häger, so bekommt man den Beweis, dass Münster doch über einen Höhenzug verfügt: Am Rösteberg soll sogar der sagenhafte Riese Grinkenschmidt gehaust haben.
Ein netter – vielleicht etwas grobschlächtiger – Bursche, den man aber nicht provozieren durfte.
Von Nienberge nach Gievenbeck – früher hieß es Gibonbeki – passiert man das schmucke Rüschhaus. Wendet man sich gen Westen, gelangt man in die satten Auen von Rukeslare – dem späteren Roxel – einer Gegend, die einst von 4 Bächen gespeist, heutzutage gemeinsam mit Mecklenbeck an den Aasee grenzt.
Derjenige, der im Mittelalter von Lüdinghausen nach Münster reiste, war das Haus Wehlinctorpe bestimmt ein guter Platz für eine Rast.
Wem jedoch zuvor ein verfeindeter Ritter ein eisernes Halsband mit innen angebrachten Stacheln verpasste, hatte mit Sicherheit keine Muße für eine Pause und sah zu, dass er auf schnellem Wege von Lüdinghausen zum kunstfertigen Schiedemeister Tile in Münsters Innenstadt gelangte, um von diesem befreit zu werden.
In Münster ging es aber auch nicht immer nur zivilisiert zu:
Die Wiedertäufer hatten ihre ganz eigenen Moral-Vorstellungen und schrieben weltweit Geschichte: drei der prominentesten Vertreter stellte man nach reichlichen Folter-Prozeduren zur Abschreckung posthum in Käfigen am Turm der Lambertikirche aus.
Franz von Waldeck, der damalige Fürstbischof, hatte massiv durchgegriffen.
Eine treue Anhängerin der Wiedertäufer, Hille Feicken, war der festen Überzeugung, die Reinkarnation der biblischen Judith zu sein: Ihr Plan, von Waldecks Kopf durch eine List auf dem Silbertablett zu präsentieren, kostete sie jedoch ihren eigenen.
Die stabile Stadtmauer wurde oft von Bürgern zur Verschanzung genutzt – und ebenso von Belagerern, die nur zu warten brauchten, bis denen „da drinnen“ die Vorräte knapp wurden.
Ein Hahn sorgte da allerdings für Irritation…
In Münsters „guter Stube“ war also immer etwas los – im Friedenssaal gab es Vertragsverhandlungen. Warum dort eine abgeschlagene verdorrte Hand aufbewahrt wird, gibt Anlass zu Spekulationen.
Buddenturm und Zwinger wurden zur Mittelalterzeit gerne auch als Gefängnisse genutzt, vor denen der Bevölkerung graute – sogar über die gefürchtete Eiserne Jungfrau verfügte man.
Hexenprozesse wurden geführt. Die letzte in Münster als solche verurteilte Frau war Greta Bünichmann. An ihrem Schicksal wird aller Wahnsinn, vorsätzliche Verbreitung von Unwahrheit und jede Grausamkeit, zu denen Menschen fähig sind, deutlich.
Erfrischend sind dagegen die harmlosen Schwindeleien und die Geschichte der Lügenbrücke in Wolbeck: als das Dorf noch ein stolzer Kurort war, soll es an der Angelbrücke der Parkanlage umgegangen sein…
Was es mit den Poltergeistern im Drostenhof auf sich hat, ist auch schon so eine Sache.
Nicht nur von Waldecks Burg stand hier einmal – nein, es gab – analog zur Französischen – tatsächlich auch die Wolbecker Revolution!
Mit den originellen Aufständischen wurde allerdings milde verfahren: bestimmt wurde neben einigen kürzeren Gefängnisstrafen auch empfohlen, zur Läuterung eine Wallfahrt zu unternehmen – und da war Telgte gar nicht weit.
Am besten aber machte man zuvor noch einen Abstecher zum Wirtshaus Nobis Krug – auch allen münsteraner Pilgern einschlägig bekannt.
- Reise durchs sagenhafte Münster
- Bänkelsänger
- Leprahaus
- Grinkenschmidt
- Rukeslare
- Lambert’s Halsband
- Wiedertäufer
- Hille Feicken’s Chor
- Der Hahn
- Verdorrte Hand
- Eiserne Jungfrau
- Greta Bünichmann
- Lügenbrücke
- Poltergeist vom Drostenhof
- Wolbecker Revolution